Mallnitzer Wanderwochen 2021
UNTERWEGS IN MÜLHEIMS ALPINER HEIMAT
Wer meint, Mülheims höchster Punkt wäre der Auberg, liegt schon falsch. Er befindet sich mit gut 152 Metern über N.N. auf der anderen Ruhrseite in Nähe der Meisenburgstraße. Doch die eigentliche Spitzenposition gebührt dem Feldseekopf im alpinen Arbeitsgebiet des Mülheimer Alpenvereins – mit satten 2.864 Metern über Meereshöhe. Er ist einer von vielen reizvollen Gipfeln entlang des Alpenhauptkamms oberhalb des Kärntner Bergsteiger*innendorfs Mallnitz, das somit eine ideale Basis für alpine Wandererlebnisse im Nationalpark Hohe Tauern ist, dem größten Schutzgebiet der Alpen.
Auch Sektionsgruppen des Mülheimer Alpenvereins nehmen hier immer wieder gerne Quartier, zumal Mallnitz vom Ruhrgebiet aus non-stop mit der Bahn erreichbar ist. So war bei den diesjährigen Mallnitzer Wanderwochen die in der Ortmitte gelegene Villa Talheim Basis für die zwei Tourenwochen in die umliegende Bergwelt. Das charaktervolle Haus bietet Appartements mit viel Charme und Atmosphäre, liebevoll arrangiert von Susanne, die die Villa Talheim betreibt und eigentlich aus Norddeutschland stammt. Gerne begleitet sie ihre Gäste auch mal bei deren Bergtouren oder hilft ihnen bei der Tourenplanung. Auch die Mülheimer Sektionsgruppe nahm diese Unterstützung gerne an, wie auch die der lokalen Sektion des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV). Mit Peter Angermann, dem Sektionsvorsitzenden in Mallnitz, ging es z.B. auf die Maresenspitze (2.915m). Doch muss es nicht immer das Hochgebirge sein, um die intensive Natur dieser Bergwelt zu inhalieren. So laden auch die drei Täler, die bei Mallnitz zusammenlaufen – das Dösen-, das Tauern- und das Seebachtal – zu Rundwanderungen ein, die keiner alpinen Erfahrung bedürfen und Wanderbegeisterte in märchenhafte Welten entführen. Das Terrain ist also auch bestens für Familien geeignet, selbst wenn die Kinder noch kleiner sind.
Das Alterspektrum der Mülheimer Gruppe begann zwar nicht im Kindesalter, hatte aber dennoch eine sehr große Spanne: von 19 bis 85. Genauso viellschichtig zeigte sich dementsprechend auch das Programm in den zwei Wochen: Halbtagsausflüge führten u.a. ins Besucher*innenzentrum des Nationalparks in Mallnitz, in die begehbaren Schluchten der Umgebung (Raggaschlucht bei Flattach, Groppensteinschlucht bei Obervellach, Rabischschlucht bei Mallnitz) oder auch zum Danielsberg im Mölltal, der schon seit der Steinzeit besiedelt ist und heute mit dem Herkuleshof und der kleinen Kirche ein beliebtes Ausflugsziel ist, insbesondere auch bei den Einheimischen. Eine besondere Anziehungskraft geht bei dieser Kulisse aber von den Riesen der Bergketten rund um Mallnitz aus. Dieser alpinen Hypnose konnte sich natürlich auch die Mülheimer Truppe nicht entziehen, etwa mit einer Begehung einer Etappe des Tauernhöhenwegs zwischen Mindener Hütte und Ankogelbahn, die allerdings aus sportlichem Ehrgeiz nicht genutzt wurde. Von der im Tauerntal gelegenen Stockerhütte (1.290m) ging es so gut 1.300 Höhenmeter hoch und später auch wieder runter ins Seebachtal – auf einer Strecke von knapp 20 Kilometern.
Ein besonderes Highlight war auch die Besteigung des Feldseekopfes (2.864m), höchster Gipfel des Westerfrölkewegs, dem Arbeitsgebiet der Mülheimer DAV-Sektion. Denn hier stellte Dieter Schild einen Rekord auf, der noch lange Bestand haben dürfte: Mit seinen 85 Jahren ist er der älteste Mülheimer, der jemals auf Mülheims höchsten Gipfel gestanden hat. Für andere war das Säuleck (3.086m) persönliche Bestleistung. Denn sie schrieben mit der Besteigung des blickbeherrschenden Gipfels am Talschluss des Dösentals den ersten Dreitausender in ihr persönliches Tourenbuch. Dieter Schild hat solche übrigens schon dutzendweise. Letztlich durfte natürlich auch ein weiterer Ausflug zum Westerfrölkeweg nich fehlen, der mit dem Lonzaköpfl (2.317m) und dem Laserzkopf (2.484m) gar über zwei Gipfel führte.
Natürlich war auch diesmal die Zeit in Mallnitz wieder viel zu kurz. Denn auch die Böseckhütte (2.594m) am Westerfrölkeweg wäre noch ein reizvolles Ziel gewesen oder weitere Passagen des Tauernhöhenwegs, etwa zur Duisburger Hütte (2.572m) am Mölltalgletscher. Andererseits bleiben so auch viele Gründe fürs Wiederkommen. Zwei davon sind sicher auch Susanne und ihre Villa Talheim. Dieter Schild ließ es sich übrigens nicht nehmen, zum Abschluss noch eine Überschreitung des Alpenhauptkamms zu unternehmen – übers Tauerntal zur Hagener Hütte (2.448m) mit Greilkopf (2.581m) und Abstieg nach Sportgastein im Gasteiner Tal … Hut ab!
Text: Michael Cremer